Archiv

2018 ist wieder ein Jahr mit Theater.

Produziert vom Förderverein Theater Provinz Kosmos und anlässlich seines 20jährigen Jubiäums spielen wir in der Regie von Jens Mehrle das fast zweieinhalbtausend Jahre alte Drama ION von Euripides; und selbst die über 150 Jahre alte Übersetzung von Wieland verhindert nicht die frappierende Zeitlosigkeit des Stücks.

Nach Aufführungen in Dessau und dem Ampfitheater Wörlitz wird es dieses Jahr noch zweimal, am 19. und 20.10., in der Marienkirche in Dessau zu sehen sein.

Theater ist wie der Schnee

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aber seit es technisch günstige Aufzeichnungsmöglichkeiten gibt, verstauben tonnenweise Mini-DVs und ähnliches in den Archivkellern der Tontechniken eines jeden Theaters. Keiner schert sich mehr drum, vor allem wenn ein Neuer auf dem Thron sitzt und den Laden „regiert“ – was für eine Fundgrube. Weil ich über viele Jahre nie was aufgehoben habe und plötzlich auf diese Idee kam, verfüge ich selbst nun über ein kleines Archiv, in das ich gern Einblick gewähre:

 

So war bis 2011  DER SCHWESTER SCHATTEN im Theater unterm Dach zu sehen. Ich spielte den Dichter Georg Trakl, um den sich diese „Szenerie“ von Inka Bach dreht.

Zwanzigmal „the first take“ und 3 Filmchen
von Felix Würgler 2002 – 2008

Für die folgende Sammlung an Quicktimefilmen eine Bedienungsanleitung.
Bitte gehen Sie mit den Filmlinks diskret um. Sie sind nur als Demonstrationsmaterial zu verstehen und sollten weder vervielfältigt noch einer breiteren Öffentlichkeit ohne meine Zustimmung zugängig gemacht werden.
Neben drei Filmprojekten handelt es sich um eine Aufzeichnung aus der Inszenierung GERMANIA in Bremen 2009 und Mitschnitte der Tonabteilung des Heilbronner Theaters, an dem ich von 2002 bis 2008 engagiert war.
Die Aufnahmen wurden mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt, um sie gegebenenfalls als filmisches Ergänzungsmaterial zu meinen beruflichen Unterlagen zu nutzen.
Der ursprüngliche Zweck dieser Filmaufzeichnungen erklärt gleichzeitig ihre zum Teil mangelhafte Qualität. Schnell wird sichtbar, daß bei den Theaterszenen nie die kameratechnische und filmische Auflösung beabsichtigt wurde. Einzig archivarische Zwecke stehen im Vordergrund, mit dem Ziel, in erster Linie den reibungslosen Produktionsablauf im Spielzeitrepertoire des Theaterbetriebs zu gewährleisten, also beispielsweise Dokumentationsmaterial für etwaige Übernahmen bereitstellen zu können.
Aus über 40 Stunden Film wurden diese wenigen Schnitte „destilliert“, die einigermaßen ansehbar sind, auch aus der „Film-Perspektive“, und einen Eindruck von mir als Schauspieler vermitteln.
Leider war die technische Qualität das Leitkriterium bei der Auswahl und nicht die „gelungenste Szene“, die „beste Vorstellung“ oder der dramaturgisch vorteilhafteste Auftritt. Dennoch habe ich versucht, all diesen Blickwinkeln Rechnung zu tragen. Hinzu kommt, daß ich die Länge der Filme so gewählt habe, daß sich der Sinn der Szene erschliesst.
Entstanden ist eine Sammlung aus Auftritten von 2002 bis 2008, hauptsächlich Theater, mal von Endproben und mal von Aufführungen mit Publikum.
Viel Freude beim Stöbern!

Felix Würgler

(2009) Der Schädelverkäufer: in GEMANIA Tod In Berlin von Heiner Müller; Regie: Patrick Schimanski
Der Schädelverkäufer rächt seine Verstossung als Historiker und präsentiert den Menschen ausgegrabene Skelettreste, am liebsten den Schädel, als „Memento mori für das neue Heim“. Die Toten leben eben weiter mitten unter uns.

(2007) SCHIPPEL am Fenster:in BÜRGER SCHIPPEL von Carl von Sternheim; Regie: Katja Wolff
Des Nachts, wenn alle braven Bürger schlafen, da macht der Paul Schippel sich ganz still
nicht nur ’nen Spass sondern auch mächtig her sich über Hicketiers und ihren Müll

(2005)PAUL und Maria:in DER HIMMEL IST WEISS von Sabine Harbeke; Regie: Britta Geister
Paul und Maria sind ein Paar und noch frisch verliebt. Wann und wo fängt aber das an, was als „Giftzahn der Gewöhnung“ Raum zu greifen beginnt? Wann schlägt der Reiz der Unterschiedlichkeit um in die Nichtachtung des Anderen? Was gestern noch Anlass für amüsiertes Scherzen war, kann heute schon lästiger Behelligung ähneln. Paul wills nicht spüren.

(2007) SCHIPPEL wird singen: in BÜRGER SCHIPPEL von Carl von Sternheim; Regie: Katja Wolff
Paul Schippel genießt nach eigenem Bekunden die Abhängigkeit Hicketiers von ihm als Sanges“bruder“. Der wiederum kann und will nicht an sich halten. Zu sehr enttäuscht ihn Theklas sexuelle Unabhängigkeit von ihm. Da kommt ihm dieser „Proll“ doch gerade recht mit seinen unerhörten Ansprüchen, um quasi zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Theklas Ruf als „Schlampe“ zu begründen und gleichzeitig dem aufdringlichen Herrn Schippel mal so richtig zu zeigen, was ein Conter ist. Doch der wechselt nur wieder vom Stand- aufs Spielbein.

(2008) HAGEN: in DER RING DES NIBELUNGEN von K.D. Schmidt und Almut Fischer nach Richard Wagners Libretto der Trilogie; Regie: K.D. Schmidt
Hagen, als Bastard am Hause Giebichungen in seiner Karriere bei Hofe von steter Bitternis begleitet und geleitet, sieht in der Intrige gegen Siegfried eine willkommene Möglichkeit, endlich sein Ziel zu erreichen: all die Schmach, die ihm als Sohn des Alberich zuteil wurde nun zu rächen und sich gleichzeitig in den ersehnten Besitz des Rings zu bringen. Gunther dient als Werkzeug, den ahnungslosen Helden in eine Falle zu locken. Riskant bleibt das Unternehmen gegen den nahezu unverwundbaren Recken jedoch bis zum Schluß.

(2008) FILM: KOMISSAR KUHNERT: in SCHULDHAFT, ein Filmprojekt der Filmakademie Baden-Württemberg; Regie: Gloria Zettel
Komissar Kuhnert quält ein Geheimnis, daß er nicht offenbaren kann; schon garnicht in diesem Verhör, in dem er unbedingt ein Schuldbekenntnis hören will – von dem ohnehin erschütterten Rechtsanwalt, der das Mädchen zwar umgefahren hat, sich aber doch verteidigt gegen die Angriffe, die ihm nahelegen, er habe grob fahrlässig einen Totschlag in Kauf genommen. Was verbirgt sich hinter der Agressivität von Kuhnert?

(2007) GERRY2: in DER NACKTE WAHNSINN von Michael Frayn; Regie: Kay Neumann
Garry hält sich für gut, wenn nicht gar für den besten in Lloyd’s Schauspieltruppe. Und so begegnet er dem Probenchaos mit der Attitüde der gelassenen Überlegenheit. Als könne seine ostentative Geduld ausgleichen, was alles mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schiefgehen wird. Dabei steckt er bereits selbst „bis zur Halskrause“ mit drin im „Nackten Wahnsinn“.

(2008) TESMANN 3:in HEDDA GABLER von Henrik Ibsen; Regie: Andreas Nathusius
Wie es Hedda nur immer wieder schafft, ihren Tesmann für sich zu gewinnen. Eben noch ist er der Verzweiflung nahe, als sie ihm ihr „Verbrechen“ offenbart. Doch noch im Anblick des Abgrunds erweist sie sich unvermutet als treue liebende, ja um Tesmanns Ehre besorgte Gattin. Straft sie nicht all die negativen Unterstellungen nun mit Lügen, jetzt, wo sie auf einmal mit einer völlig unvermuteten Überraschung aufwartet, über die sich nicht zuletzt auch Tante Juju so „schrecklich freuen“ wird. Tesmann ist verwirrt und lernt schnell. Auch für ihn gilt, das Schlechte gegen das Gute abzuwägen.

(2007) VEIT TÜMPEL: in DER ZERBROCHENE KRUG von Heinrich von Kleist; Regie: Hartmut Wickert
Veit sieht sich gezwungen, seinen Ferdinand, auf den er eine ungeheure Wut hat, schliesslich doch zu verteidigen. Allzu seltsam werden vom Richter Adam hier Beschuldigungen gegen seinen Sohn konstruiert. Aber auch ohne Überblick kann hier mit Fug und Recht behauptet werden, dass irgendetwas faul ist mit diesem zerbrochenen Krug.

(2008) TESMANN :in HEDDA GABLER von Henrik Ibsen; Regie: Andreas Nathusius
Tesmann verliert völlig seine kindlich zuversichtliche Contenance, als Richter Brack ihm eröffnet, daß der Professorenanstellung ein „Vorsingen“ vorausgehen wird, da womöglich sein Freund und Rivale aus alten Zeiten, Eilert Löwborg, auch Anspruch erheben wird. Alle Hoffnung Tesmanns, seiner Hedda selbstredend ein standesgemäßes Leben bieten zu können, werden plötzlich erschüttert.

(2002) FILM:COP: in einer Eigenproduktion
in 15 Varianten zum Thema „Spiel den Löwen“ ist diese Szene einer Sequenz dem Film „LEON DER PROFI“ entlehnt.

(2007) MELLEFONT: in MISS SARAH SAMPSON von Gottholt Ephraim Lessing; Regie: Katja Wolff
Wie ernst muss man Frauen nehmen? Mellefont hat die Rechnung ohne seine Ex, die einst eifer- und nun rachsüchtige Marwood, gemacht. Nun, da sie ihn in seinem und Sarahs Liebes-Flucht-Nest aufgestöbert hat, schwingt er sich auf, sie durch ein deutliches Liebesbekenntnis für Sarah endgültig zu demütigen und loszuwerden. Ist es Leichtfertigkeit, die ihn blind macht dafür, daß nun erst recht Öl auf Feuer vergossen wird.

(2007) MAXWELL 2: in EINE MITTSOMMERNACHTS SEXKOMÖDIE von Woody Allen, Regie: Klaus Hemmerle
Auch wenn alles ganz schrecklich scheint, es hätte nicht besser kommen können: kaum hat der Verlobte Arielles ihn mit seinem Flitzebogen-Pfeil verletzt, nutzt Maxwell seine, selbstverständlich „tödliche“, Wunde als ultimatives Aphrodisiakum, um Arielle zu gewinnen. Das auf diesem Wege auch alte Freundschaften ins rechte Lot gerückt werden, scheint nur probat.

(2008) LARRY: in HAUTNAH von Patrick Marber; Regie: Martinb Roeder-Zerndt
Larry hat sich von Anna getrennt und begegnet unvermutet Alice wieder. Als Gast in einem Nachtclub wird er zu ihrem Kunden, denn sie ist Stripperin. Und obwohl er beharrlich den persönlichen Kontakt zu ihr sucht, verweigert sie ihm souverän alles, was über den professionellen Dienst am Kunden hinausgeht. Es ist zum Verzweifeln, dieser Kampf um Würde und Liebe.

(2003) SZENEN 3 / JOHANN: in SZENEN EINER EHE von Ingmar Bergmann; Regie: Andreas Nathusius
Johann kann die Kränkung nicht verwinden, als Marianne ihm nach der Trennung ihm in aller Souveränität nun auch die Scheidungsunterlagen zur Unterschrift vorlegt. Er wehrt sich und verliert dabei immer mehr an Boden, bis er schließlich nur noch kämpft. Doch auch Marianne verliert den Überblick vor lauter Wut, so daß sich schließlich beide in einer veritablen Schlägerei verlieren.

(2008) TESMANN 2: in HEDDA GABLER von Henrik Ibsen; Regie: Andreas Nathusius
Tesmann überblickt das Spiel, daß Hedda, nicht nur mit ihm, treibt in keiner Weise. So läßt er sich denn auch von ihr das Manuskript Eilert Löwborgs abringen. Schnell verliert er den Zufallsfund und seine Verantwortung dafür aus den Augen, als Hedda ihn mit scheinbar zärtlicher Verspieltheit verwirrt und überlistet.

(2008) WAHNSINN 1 / GERRY: in DER NACKTE WAHNSINN von Michael Frayn; Regie: Kay Neumann
Garry versteht sich als smarter und überlegener Schauspieler in einer Tourneetruppe, die „verzweifelt“ versucht, das Stück „Nackte Tatsachen“ unter Lloyd’s Regie zur Premiere zu bringen. Aber tatsächlich erliegt auch er den Irrungen und Wirrungen, die durch die Gruppendynamik im Ensemble längst um sich greifen.

(2000) FILM:YPSILON: in einer Eigenproduktion
Ypsilon ergreift den buchstäblich letzten Moment als Gelegenheit, seinem Freund zu offenbaren, daß es ihm um mehr geht…

(2006) PETER STOCKMANN: in EIN VOLKSFEIND von Henrik Ibsen; Regie: Kay Neumann
Peter, der Bürgermeister, versucht seinem Bruder Thomas seine Vorstellung von Diplomatie und Taktik beizubringen und den „Starrsinn“ auszutreiben. Er verteidigt seine politische Umgangsweise mit einem brisanten Thema, in dem Thomas gefährlich „herumstochert“; der bakteriellen Verunreinigung des Badewassers, daß durch seine vorgeblich heilende Wirkung den Glanz des Gemeinwesens und seines Amtes erst begründet hat. Schließlich bleibt ihm nur noch eines…

(2007) MAXWELL: in EINE MITTSOMMERNACHTS SEXKOMÖDIE von Woody Allen, Regie: Klaus Hemmerle
In erheblichen Liebesverwirrungen, zu denen es an einem Wochenende beim Stelldichein dreier Paare kommt, versucht Maxwell mit allen Mitteln, die bezaubernde Arielle für sich zu gewinnen. In dieser Szene spitzt sich sein Ehrgeiz so zu, daß ihm selbst die schamlos ausgefochtene Konkurrenz zu seinem engsten Freund vor den Augen der Angebeteten kein Hindernis ist.

(2008) KEVIN:in PORT von Simon Stephens; Regie: Ann Yasmin Hindi Attar
Kevin ist frustriert. Seine Freundin Racheal emanzipiert sich vom eigenen Rollenbild, ohne ihn dabei „mitzunehmen“; mal ganz egal, ob er überhaupt bereit wäre, diesen Weg einzuschlagen. Jetzt reicht’s ihm endlich, immer gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ohne zu verstehen, daß die „rechtschaffene Eifersucht“, die ihn treibt, auf der eigenen männlichen Verunsicherung gründet, bricht er einseitig einen Streit vom Zaun, nach dem nichts mehr so sein kann wie zuvor.

(2007) SCHIPPEL: in BÜRGER SCHIPPEL von Carl von Sternheim; Regie: Katja Wolff
Paul Schippel erkennt seine Stimme, die als wahre „Goldkehle“ bezeichnet werden kann, plötzlich als Werkzeug, um nun endlich auch für sich die „Fleischtöfe“ der Reichen zu erschließen. Mit schlauem Kalkül und angestachelt durch den herablassenden Hicketier und dessen Familie, deren Wettbewerbstauglichkeit bei einem Sangesstreit förmlich von Schippels Mittun abhängt, folgt er seinem eigenen Plan, den sozialen Aufstieg mit allem auszustatten, was dafür probat erscheint. In dieser Szene löckt ihn der Stachel, nicht nur Hicketiers kleinen Finger, sondern auch die ganze Hand zu ergreifen. Doch Schippel ist selbst ein Zerrissener, und immer geht die Gelassenheit des „Taugenichts“ einher mit der Bitternis des „zu Unrecht Ausgestossenen“; Selbstgefangenheit eines sozialen „Uderdogs“?

(2002) MICK: in EIN SELTSAMES PAAR von Neil Simon; Regie: Stephan Müller
Mick hat genug. Als Mitglied der Pokerrunde am Tisch von Oskar und Felix ist für ihn eine Grenze erreicht. Seit Felix bei Oskar eingezogen ist, scheint es vorbei mit dem beschaulichen „Junggesellenambiente“, in dem man fünfe gerade ließ. Felix ist als tyrannische Putzfurie mit hypochondrischer Paranoia nicht mehr zu bremsen. Da vergeht selbst dem stoischsten Gemüt schließlich der Sinn für die traute Spielrunde. Als Mick feststellt, daß selbst die Spielkarten desinfiziert wurden reicht es ihm!

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